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Maßregelvollzug

AG Maßregelvollzug

Ich bin Pfarrerin Sabine Eichler und arbeite seit 2011 in der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Haina im Landeswohlfahrtsverband Hessen, Standort Gießen, mit 158 Plätzen, davon 17 für Frauen. Die Patient*innen sind nach § 63 StGB untergebracht.
 
MRV (Maßregelvollzug) bedeutet eine spezielle Unterbringungsart für Straftäter*innen (Körperverletzung, Mord, Brandstiftung u.a.) mit einer psychischen Erkrankung (Persönlichkeitsstörung, Schizophrenie u.a.).Vom Strafgericht sind sie schuldunfähig oder vermindert schuldfähig gesprochen.
• Die Patient*innen gelten wegen ihrer Straftat im Zusammenhang mit der Erkrankung als gefährlich für die Allgemeinheit.
• Das Ziel der Unterbringung ist Sicherung und Besserung.
• Die Patient*innen sollen nach ihrer Entlassung ein straffreies Leben in der Gesellschaft führen.
• Die Patient*innen wissen nicht, wann sie entlassen werden!
• Einmal im Jahr wird die Unterbringung vom Gericht geprüft.
• Die Patient*innen erhalten als Therapie Medikamente, Ergotherapie, Sporttherapie, je nach Gesundheitszustand aber auch nur Hofgang sowie Gespräche mit Psycholog*innen und Ärzt*innen.

Seit 20 Jahren finden selbstorganisierte bundesweite ökumenische Tagungen der Seelsorgenden im MRV statt. Seit 2015 bin ich Sprecherin der Arbeitsgruppe und Mitglied im Beirat Ev. Konferenz für Gefängnisseelsorge in Deutschland.

In den zurückliegenden Jahren haben wir zu folgenden Themen gearbeitet:
• Meine Spiritualität im MRV.
• "ER offenbarte es den Unmündigen". Intelligenzgeminderte Patient*innen im MRV.
• "Tu deinem Leib Gutes". Wenn das Trauma im Körper steckt.
• Schuld und Scham. Sehnsucht nach Segen und Vergebung.
• "Zwischen Baum und Borke". Die Stellung der Seelsorge im MRV -rechtliche Rahmenbedingungen - eigenes Selbstverständnis.
• Lobbyarbeit. Der MRV in der öffentlichen Wahrnehmung. Positionen und Aufgabe.

Mit meinen schriftlichen Berichten von den MRV-Tagungen gebe ich unsere Themen an die Gefängnisseelsorge weiter und nehme umgekehrt die aktuellen Themenschwerpunkte in der Gefängnisseelsorge wahr. Die Kooperation mit der Gefängnisseelsorge bedeutet eine Stärkung der Seelsorgenden und ihrer Arbeit im MRV bundesweit.
Strukturell sind die Seelsorgenden im MRV, mit wenigen Ausnahmen, angebunden an die Klinikseelsorge.

Die erlebte Realität der Patient*innen im MRV ist häufig hoffnungslos, ohne Perspektive, ihr Aktionsraum ist eng und von Ängsten bestimmt. Im Kontakt mit den Menschen stehe ich für das "Prinzip Hoffnung", - trotz aller Zweifel, „Gott glaubt an mich“. Durch meine Anwesenheit, meine verlässlichen Zuwendung, stärke ich die Hoffnung. Gemeinsam suchen wir nach Spuren im Leben, die Hoffnung geweckt haben. Eine Erfahrung, die einmal Lichtblick war, kann Licht ins heute bringen.

Nach meinem Gottesbild gibt es keine "hoffnungslosen Fälle".
Dafür steht der biblische Gott, der den Menschen zugewandt bleibt und Schuld vergibt.
Ich unterscheide zwischen Tat/Straftat und Mensch als Ebenbild Gottes.

Sprecherin

Sabine Eichler – Kontakt